Mein Hundeleben – Schnauzen voller Liebe – Das Buch – Alles auf Anfang

Heute ist der 8.5.23. Berry lebt schon zwölf Jahre nicht mehr. Seit er 1999 zu mir kam, ist viel passiert: Zwei gescheiterte Ehen, unzählige Tiere, sechs Umzüge, Corona, eine überstandene Flut, und dennoch besitze ich immer noch eine ungebrochene Lebensenergie, die mich antreibt.

In 62 Kilometern erreiche ich den Michaelshof, einen denkmalgeschützten, historischen Bauernhof von 1650, der mein neuer Wohnort wird. Ab heute werde ich dort mit vier Menschen, zwei Hunden und drei Kühlschränken leben. Zusätzlich haben wir eine zuverlässige Putzhilfe, die uns dabei unterstützt, den Hof in einem gepflegten Zustand zu halten. In der Nähe ist die Linie 18 nach Köln – ideale Voraussetzungen. Im Rückspiegel sehe ich den blauen Anhänger, der bis unter die Dachkante beladen ist. Auf meinem Beifahrersitz türmen sich Jacken und Taschen. Und ganz oben, geschützt und gesichert wie die Mona Lisa, liegen die Bilder meiner Hunde Berry und Cooper. Um 16:30 Uhr werde ich erwartet. Meinen Schlüssel habe ich vor drei Tagen bekommen. Die Uhr zeigt mir 8:58 Uhr an. Ich bin sieben Stunden zu früh. Ich bin eigentlich immer zu früh. Selbst wenn ich versuche, zu spät zu kommen, bin ich zu früh. In der Nacht habe ich vor Nervosität kein Auge zugemacht und wusste nicht, wie ich die Zeit bis 16:30 Uhr überbrücken sollte. Also bin ich losgefahren und habe mich in den Berufsverkehr gestürzt, um den Rhein bei Bonn zu überqueren und mit all den mürrischen Menschen auf dem Weg zur Arbeit in mein nächstes Abenteuer zu fahren. 10:07 Uhr. Ich bin da. Kein Auto steht vor der Tür. Das war mir klar, denn die anderen Mitbewohner sind berufstätig und nicht ohne Grund haben wir 16:30 Uhr vereinbart.

Unsicher, ob ich durch das große alte Tor hineinfahren soll, mache ich noch eine Runde durch das Dorf, halte beim Bäcker an und kaufe überteuerte Brötchen. „Ohne Remoulade bitte“, sage ich. Ich mag am liebsten ganz schlicht belegte Brötchen. Ohne Butter, ohne Salat und erst recht ohne Remoulade. Wieder im Auto beiße ich herzhaft in das üppig belegte Brötchen. Die Remoulade tropft mir auf die Jeans und ich überfahre eine rote Ampel.

Die beiden Hunde meiner neuen Mitbewohner, Bella und Homer, kommen aus den Tiefen des Hofs nach draußen gestürmt, bevor ich die Chance habe aufzuschließen. Ich freue mich darauf, endlich wieder mit Hunden zusammenzuleben. Das Tor ächzt und knirscht, als ich es entriegele und mit beiden Händen nach hinten schiebe. Es ist ein altes, massives, zweiflügeliges Tor, das mir eindringlich klar macht, dass es ihm nicht gefällt, die meiste Zeit geschlossen zu sein. Ich fahre mit dem Anhänger auf den Hof und bin mir sicher, dass ich niemals in der Lage sein werde, diesen jemals rückwärts wieder zu verlassen.

Es ist 10:13 Uhr. Ich setze mich in den kleinen Unterstand, den die Bewohner scherzhaft Bushaltestelle nennen. Dort nehme ich das zweite Brötchen aus der Tüte und achte darauf, dass die Remoulade nicht wieder auf meine Hose tropft. Homer und Bella lassen sich in meiner Nähe nieder und beäugen mich gespannt aus sicherer Entfernung. Die Szenerie und die verbleibenden Stunden laden geradezu dazu ein, meinen Laptop aufzuklappen und weiter an meiner Geschichte zu arbeiten. Oder noch besser: Ich habe mit Homer und Bella zwei Zuhörer gefunden und kann ihnen meine Geschichte vorlesen. Meine Geschichte handelt von Hunden, von Pferden, von Schicksalsschlägen, von Tierliebe und gescheiterten Lebensträumen. Ich mache mir einen Kaffee, klappe mein MacBook auf und positioniere mich vor dem hochkarätigen Fachpublikum.