Wenn Sandra nicht in die Richtung wollte, in die ich wollte, setzte sie sich hin. Für andere war es amüsant, aber für mich eher peinlich, da ich hilflos am anderen Ende der Leine stand.
An manchen Kreuzungen war es unvorhersehbar, welchen Weg wir einschlagen würden. Sandra übernahm die Führung und bestimmte unsere Route. Manchmal warteten wir zwei bis drei Ampelphasen lang, bevor sie sich entschied, ob wir links, geradeaus oder rechts gingen. Im Nachhinein bin ich mir sicher, dass sie solche Situationen provoziert hat: Je mehr Zuschauer auf der anderen Seite standen, desto mehr Rotphasen erlebte ich. Anfangs hatte ich noch versucht, Sandra zum Weitergehen zu bewegen – mit Fisch, Pansen, Lob, Wut, Ziehen oder vergeblichen Aktionen wie meinem berühmten Bauchheber, den ich mir aus asiatischen Karatefilmen abgeschaut hatte. 51,3 kg, die wie ein nasser Sack auf der Straße klebten, waren eine deutliche Ansage. Ich vermied den Blickkontakt mit dem schmunzelnden Publikum, das zu oft hilfreiche Ratschläge parat hatte. Nach kurzer Zeit erkannte man uns auf unseren Spazierwegen und der ein oder andere Fußgänger blieb erwartungsvoll stehen, um zu schauen, wer denn heute das Ampelduell gewinnen würde.
„Hunde sprechen, aber nur mit denen, die zuhören können.“