Es gab auf dieser Welt nur einen Menschen, den Sandra nicht leiden konnte: Heribert Golombek. Heribert hatte eine Beeinträchtigung – er stotterte. Ich kannte ihn seit vielen Jahren und hatte in meiner jugendlichen Unbedachtheit oft über ihn gelacht, allerdings nie in seiner Anwesenheit. Wenn er zu Besuch kam, waren wir gezwungen, Sandra zu isolieren. Sobald sie seine Stimme hörte, wurde sie extrem aufgeregt und wütend. Sie konnte sich für die gesamte Dauer seines Besuchs nicht beruhigen. So kannten wir sie nicht. Es passierte häufig, dass jemand im Dunkeln über Sandra stolperte, weil sie tiefschwarz war und mit dem Boden verschmolz. Daraus machte sie sich nichts und ging einfach zur Seite. In Biergärten gab es nicht selten verschütteten Gerstensaft, wenn Sandra sich unbemerkt in den Weg gelegt hatte. Ich musste diverse Male getrocknete Getränke aus ihrem Fell bürsten. Sie vergab allen Menschen – nur Heribert nicht.
Es gab keine Vorgeschichte zwischen Sandra und ihm. Sandra erkannte Heribert schon am Klang seiner Autotür. Sofort begann sie das infernalische Gebrüll eines unkontrollierbaren Höllenhundes. Da gab es nichts zu retten – verbrannte Erde, für immer. Wir haben Heribert nie erzählt, dass er der Einzige war, bei dem Sandra derart ausrastete.