Mein Hundeleben – Schnauzen voller Liebe – Das Buch – Pansen

Sandra zeigte ein völlig anderes Verhalten, wenn Willi, der Cousin meiner Mutter, kam. Er und seine Frau Gerta wohnten in einem Wohnpark, etwa zwei Kilometer entfernt. Willi war von Beruf Schlachter und die beiden kamen häufig zu Besuch. Ich konnte nie ganz nachvollziehen, wie man diesen Beruf ausüben konnte, aber das ist eine andere Geschichte. Einmal im Monat brachte Willi Pansen und andere, furchtbar riechende Tierreste mit. An diesen Tagen erfüllte ein unerträglicher Gestank das gesamte Haus, und unsere Küche wurde quasi zur Außenstelle des Schlachthofs. Willi und meine Mutter portionierten die Pansenstücke, kochten sie und verstauten sie in Frischhaltebeuteln in einer extra dafür angeschafften Tiefkühltruhe. An diesen Tagen war Sandra besonders ausgelassen. Willi war ihr Held. Und nicht nur an den Tagen, an denen Pansen verarbeitet und eingefroren wurde – nein, er war immer ihr Held. Wenn Willi zu uns kam, trug er einen Geruch an sich, den Sandra über alles liebte, den ich jedoch als den Geruch des Todes bezeichnete. Wenn er Sandra berührte, sah es aus, als würde er ein Stück Holz streicheln. Das lag wahrscheinlich an seinem Beruf. Ich bin mir nicht sicher, ob es möglich ist, den ganzen Tag Tiere zu töten und dann nach Hause zu kommen, um den eigenen Hund liebevoll zu streicheln.