Ich sehnte mich jedoch nicht nach irgendeinem Hund, sondern nach dem perfekten Hund, einem lebenslangen Begleiter. Es musste ein Dackel sein. Warum genau diese Rasse, kann ich nicht sagen, da keiner meiner Helden einen Dackel besaß. Möglicherweise war mein geliebter Stoffdackel Waldi der Auslöser für diesen Wunsch. Jedes Jahr zum Weihnachtsfest verewigte ich den Dackel auf meinem Wunschzettel, doch das Christkind erhörte mich nicht. Als ich später vermutete, dass das Christkind nicht existierte, flehte ich meine Eltern an, mir einen Dackel zu schenken. Leider vergebens. Meine Eltern lehnten Tiere nicht ab, doch ihre traumatischen Erfahrungen mit Tieren während des Krieges wollten sie mir ersparen. Wir konnten nie über das Thema sprechen; es war ein Tabu. Einige Freunde unserer Familie hatten jedoch Hunde, und mein Onkel züchtete sogar Pudel. Bei jedem neuen Wurf verbrachte ich den Großteil meines Tages bei ihm. Mich mit Welpen zu umgeben, sie zu kuscheln, zu lieben, zu streicheln, sich von ihnen abschlecken zu lassen und ihre Ohren zu kraulen war für mich das Größte. Ich bekam nie einen Dackel. Weder vom Christkind noch von meinen Eltern.
Zu jener Zeit gab es noch die allgemeine Wehrpflicht, die ich in der Theodor-Körner-Kaserne in Lüneburg bei der Panzer-Instandsetzung absolvierte. Nach sechs Wochen wurde ich ehrenhaft entlassen, da ich wegen einer Schulteroperation weder militärisch grüßen noch mein Bett selbst machen konnte. Mein schauspielerisches Talent bewahrte mich vor der Absurdität der Bundeswehr. Stattdessen schöpfte ich meinen Kameraden Suppe in die Blechnäpfe, wenn sie frierend und nass aus den Schlammlöchern krochen. Nach der Untersuchung durch den Stabsarzt konnte ich meinen Arm in einer Schlinge tragen und freudig der Entlassung entgegensehen.
Nach meiner Rückkehr von der Front war es vorgesehen, dass ich wieder im Betrieb meines Vaters arbeiten sollte. Widerwillig tat ich das, trieb aber gleichzeitig meine musikalische Karriere voran. Mit der Band spielten wir auf der Köln-Düsseldorfer Schifffahrtslinie, spielten alte Schlager zum Tanztee, und dort verdiente ich mein erstes selbst erarbeitetes Geld. Mit der Zeit konnte ich mir immer weniger vorstellen ein Autohaus zu leiten, da meine Leidenschaft für die Musik stärker wurde. Wirtschaftlich gesehen war es natürlich die falsche Entscheidung, aber ich bin eben so, wie ich bin. Ich hatte ein gutes technisches Verständnis, konnte Kalkulationen für Reparaturen erstellen und die Mechaniker einteilen. Was mir allerdings fehlte, war die Leidenschaft für das Geschäft. Deshalb hörte ich nach insgesamt sechs Jahren im Autohaus auf und widmete mich ganz der Musik. Dies führte zu einem endgültigen Bruch zwischen mir und meinem Vater.
Aus der Schülerband wurde eine Galaband. Als „Saturday Night Fever“ den Discorausch einläutete, wurden wir zur Hausband einer Diskothek für die nächsten Jahre. Anschließend ergaben sich für mich weitere Engagements, von denen ich endlich als Musiker leben konnte. Meine Eltern waren nur ein einziges Mal bei einem Auftritt, und ihr Kommentar war lediglich, dass es zu laut gewesen sei. Mein Vater hat es anscheinend nie verwunden, dass ich mich für den Weg des Musikers entschieden hatte. Doch trotz allem blieb der Wunsch nach einem Dackel in meinem Herzen, und ich hoffte, dass ich eines Tages meinen treuen vierbeinigen Freund finden würde.
Meine Sehnsucht entsprach einer alten niederländischen Weisheit: Wenn du einen Freund nötig hast, kauf dir einen Hund.