Mein Hundeleben – Schnauzen voller Liebe – Das Buch – Berry

Im selben Jahr feierte die Sendung „Tiere suchen ein Zuhause“ ein großes Jubiläum. Ich wurde angefragt, ob ich Zeit hätte und helfen könnte. Ulla Kock am Brink war die Moderatorin. Im Rahmen der Sendung besuchte ich ein Tierheim in Köln. Und es geschah, wie es kommen musste. Ein scheinbar verzweifelter Mischling lief bellend in seinem Zwinger auf und ab. Er beruhigte sich, als ich mich dem Zwinger näherte. Da war er wieder, der Franz-von-Assisi-Moment. Ich empfand diesen Augenblick als magisch und blieb bei ihm, bis das Tierheim schloss. Als ich ging, begann er sofort wieder zu bellen und lief hysterisch umher. Je weiter ich mich von seinem Zwinger entfernte, desto kläglicher wurde sein Gebell. Berry war erst einen Tag zuvor gebracht worden. Man hatte ihn festgebunden an einer Leitplanke auf der Autobahn gefunden. Trotz meines anspruchsvollen Berufs, den Ängsten und den zahlreichen Reisen, die kaum Raum für die Bedürfnisse eines Hundes ließen – Zeit, Zuwendung und angemessene Beschäftigung – fühlte ich mich am nächsten Tag erneut zum Tierheim hingezogen. Trotz aller Widersprüche wollte ich Berry mitnehmen. Ich fühlte mich wie ein Retter, war Hals über Kopf verliebt und wollte eine gute Tat vollbringen. Ich erhoffte mir ein bisschen Dankbarkeit von ihm und dadurch eine ewige Freundschaft. Am nächsten Tag holte ich ihn ab. Ich hatte sämtliche Ausrüstung besorgt, die man als neuer Hundebesitzer benötigt. Ein Hundebett, eine Flexi-Leine, Knochen, Trockenfutter, Handtücher, Bürsten, eine Autobox und vieles mehr. Wir fuhren direkt zur nächsten Wiese. Ich befestigte Berry an der neuen Flexi-Leine. Es war die stärkste, die sie im Laden hatten. Berry startete aus dem Auto heraus und nutzte die volle Länge. Ich höre den Verkäufer noch sagen, dass die Leine für Hunde bis 70 kg ausgelegt ist. Die stärkste Leine riss sofort. Wir waren beide überrascht, der knapp 25 kg schwere Berry und ich. Gott sei Dank blieb er stehen und ich konnte ihn mit einer Kurzleine anleinen. Einen Termin bei einer Hundetrainerin hatte ich schon vereinbart, denn ich wollte, anders als bei Harry, diesmal alles richtig machen. Berrys Geburtstag legte ich auf den 1. April fest. Der Tierarzt, dem ich Berry vorstellte, schätzte ihn auf etwa 8 Monate. Die Trainerin verfolgte einen eher harten Ansatz in der Hundeerziehung. Zum Beispiel benutzte sie eine 10-Meter-Leine und ließ den Hund mit voller Wucht in das Ende laufen, wobei der Besitzer in die entgegengesetzte Richtung rennen sollte. Eine echte Gefahr, dem Hund das Genick zu brechen. Ich hatte Glück, dass dies nicht passierte. In Situationen, in denen es keinen Sinn machte, wurde der Hund, bevor es überhaupt einen Grund gab, eingeschüchtert. Bei dieser Trainerin waren wir nicht in guten Händen, denn das konnte nicht der richtige Weg sein. Es macht durchaus Sinn auf seinen Bauch zu hören bei der Wahl einer Hundeschule, einem Verein, und selbst bei Tierärzten. Wenn Ihr ein merkwürdiges Gefühl habt, dass es nicht für Euer Tier passt: Finger weg. Was hatte ich da eigentlich für einen Hund? Alle schätzten ihn als Mischling ein und sie sollten sich irren. Nur zwei Profis erkannten auf Anhieb, wer Berry wirklich war: Der Wolfsforscher Günther Bloch und der Rassespezialist Gerd Leder. Hätte ich die beiden schon zu diesem Zeitpunkt gekannt, hätte ich viel besser auf Berry eingehen können.