Mein Hundeleben – Schnauzen voller Liebe – Das Buch – Berry und Luna

Berry war genervt von diesem kleinen Wesen und hatte Schwierigkeiten, ihre physische Präsenz zu ertragen. Nach einigen Wochen wurde es allmählich besser. Luna respektierte ihn als ihren großen Bruder und Erzieher.

„Die machen das schon untereinander aus, und Berry ist für Luna der Rudelführer.“ Damals fiel ich diesen Pseudo-Weisheiten zum Opfer. Seltsamerweise glaubt jeder über Hunde Bescheid zu wissen, selbst diejenigen, die keinen haben. Es gibt unendlich viel eingefahrenes Halbwissen, das so lange in den Köpfen der Menschen bleiben wird, solange wir leben.

Nach ein paar Tagen fabrizierte ich aus Unwissenheit einen großen Fehler, als ich das erste Mal mit beiden Hunden spazieren ging. Wir fuhren ins Bergische Land, um einen der Wanderwege entlang der Dhünntalsperre zu erkunden. Ich wunderte mich, dass Luna sich oft hinlegte. Wir waren schließlich erst eine halbe Stunde unterwegs. Berry hatte Spaß, und Luna gab ihr Bestes, um mitzuhalten.

Gelegentlich trug ich sie ein Stück. Für Luna hätte es durchaus gereicht, ein paar Minuten im Garten oder auf einer nahe gelegenen Wiese zu laufen. 1,5 Stunden mit einem Welpen zu wandern, war ein riesiger Fehler. Das Spazierengehen mit einem Welpen wird von Woche zu Woche langsam gesteigert werden. Dabei gilt die Faustregel von etwa 5 Minuten pro Lebensmonat. Kleinere Rassen sind früher ausgewachsen als Große und daher ist das nur ein Näherungswert. Vorsicht: Welpen überschätzen sich und neigen dazu, bis zum Umfallen zu laufen.

Das dritte Mal, dass Berry ausbüxte, war am Rhein. Bettina war mit den Hunden spazieren und ich kam mit dem Motorrad dazu, um von dort zu einem anderen Termin zu fahren.

Luna und Berry waren in Bettinas unmittelbarer Nähe. Ich zog meinen Helm an und fuhr los. Ein 1 km langer Weg führte vom Ufer zur Hauptstraße. Kurz bevor ich abbog, schaute ich in den Rückspiegel. Es kamen keine Autos, keine Radfahrer, aber Berry und Luna. Mir blieb fast das Herz stehen. Bettina hatte keine Chance gehabt, beide unter Kontrolle zu bekommen. Berry war seinem Herrchen hinterhergelaufen, und Luna rannte Berry, ihrem großen Bruder und Vorbild, hinterher. Leider hielt sie sich nicht an die Regel, dass Welpen sich noch nicht so sehr anstrengen sollten. Ich hatte fast die Hauptstraße erreicht und stoppte, drehte die Maschine und fuhr langsam im Schritttempo zurück zu Bettina, die mir entgegengelaufen kam. Glücklicherweise folgten mir die Hunde und rannten nicht auf die Hauptstraße.

Ab diesem Tag hatten wir definitiv ein großes Problem. Berry war wieder einmal seiner Passion nachgegangen: Fahrzeuge jagen und sie stellen, nur, dass diesmal auch noch Luna von ihrem Vorbild lernte, wie schön es ist, zu jagen. Das Thema sollte uns über viele Jahre begleiten.