Mein Hundeleben – Schnauzen voller Liebe – Das Buch – Autojäger

Berry war inzwischen zu einem professionellen Autojäger aufgestiegen. Er stellte Autos, als sei er dafür geboren – ein vierbeiniger Autobahnpolizist. Für uns bedeutete dies, dass wir uns fortan von Autobahnen fernhalten mussten. Wir brauchten ein neues Spaziergebiet und fanden es an der Steinbachtalsperre – einen weitläufigen Talkessel. Doch jeder Kessel hat seine Grenzen. So wie man als Mensch über einen Tellerrand schaut, um mehr zu entdecken, sah Berry das vermutlich mit dem Talkessel.

Wieder einmal hatten Berry und die kleine schwarze Ratte es geschafft, sich aus dem schrecklichen Joch meiner Unterdrückung zu befreien und in Richtung der B51 zu rennen. Immerhin ist die B51 ein Teil des Jakobswegs, was der Aktion zumindest einen spirituellen Sinn verlieh.

Normalerweise nahm ich die Hunde auf dem Weg zum Auto an die Leine, denn die letzten 200 Meter führten direkt auf die stark befahrene Straße zu. Diesmal nicht. 

Die B51 lag ein Stück tiefer als unser Parkplatz. Berry und seine Assistentin Luna nahmen Anlauf und preschten den Hügel hinab. Für einen Hund stellt dies ein selbstbelohnendes Verhalten dar, das Adrenalin und Dopamin freisetzt – es muss nicht tiefergehend begründet sein. Das Rennen an sich ist der Sinn. Berry erreichte als Erster die Straße und brachte den alten VW Bus stilvoll zum Stehen. Zum Glück war es kein rasender Sportwagenfahrer, sondern jemand, der gemütlich mit seinem Oldtimer durch die Eifel fuhr. Berry rannte bellend um den Wagen herum. Der Fahrer versuchte, im Schritttempo vorbeizukommen. Keine Chance. Berry preschte vor und stellte sich wie ein großer Stier, der gleich den Torero angreift, vor den Wagen und bellte ihn an. Luna tat es ihm gleich. Mit einer eher piepsigen Stimme, die kein Torero ernst genommen hätte.

Mittlerweile näherten sich Autos aus der Gegenrichtung dem Ort des Überfalls. Das Gelände war hügelig und von Zäunen umgeben, was es mir unmöglich machte, hinterherzulaufen. Ich schrie aus vollem Halse: ‚Dann lasst euch doch überfahren, ihr Idioten!‘ Doch wieder einmal ging alles gut. Damit war dieses wunderschöne Spaziergelände nach kürzester Zeit verbrannte Erde. Nichts bleibt mehr in den Köpfen der Hunde hängen als ein Ort, an dem sie tolle Jagderfolge hatten. Berry hatte seine Beute gestellt und ging zufrieden mit nach Hause. Er, der Held der B 51, verbuchte den Tag als Erfolg. Leider konnte ich den Meister der Landstraße immer weniger von der Leine lassen. Um ihm dennoch ausreichend Bewegung zu ermöglichen, besorgte ich bei Globetrotter ein unzerstörbares 20-Meter-Seil aus dem Bergsteigerzubehör für unsere Spaziergänge. Das konnte nicht der Sinn eines Hundespaziergangs sein. Ein Hund muss Freilauf haben.